Mut zum Risiko für den perfekten Augenblick
Mit einer fast leeren Drohne zur perfekten Aufnahme: Monatsgewinner Joel Forte über die Geschichte hinter seinem Foto "Gentle Giant" und die Harmonie zwischen Mensch und Natur.
Herzlichen Glückwunsch zum Monatsgewinn beim CEWE Photo Award! Würden Sie sich kurz vorstellen?
Klar! Ich bin Joel Forte, ein philippinischer Fotograf, der seit 15 Jahren in Singapur lebt. Mein Schwerpunkt liegt hauptsächlich auf Reise- und Naturfotografie.
Was fasziniert Sie an der Fotografie?
Es gibt viel, das ich an der Fotografie liebe. Mein Hintergrund in der Kunst spielt dabei eine große Rolle – ich habe schon immer Licht, Emotionen, Muster und Farben geschätzt, ähnlich wie in der Malerei. Wenn ich bei meinen Spaziergängen oder Fahrten interessante Kontraste oder Muster entdecke, halte ich oft an, um den Moment einzufangen – manchmal fahre ich sogar zurück. Fotografie erlaubt es mir, Schönheit zu entdecken, wo andere sie vielleicht nicht sehen.
Was fotografieren Sie am liebsten?
Ich würde mich nicht strikt als Reise- und Naturfotograf bezeichnen, obwohl ich mich in diese Richtungen lehne. Im College habe ich auch Forstwirtschaft studiert, was meine Verbindung zu Landschaften und der Wildnis vertieft hat.
Ich bin fasziniert von Natur- und Makrofotografie – ich mag es, Insekten wie Moskitos und Grillen zu fotografieren. Vor Kurzem habe ich begonnen, im flachen Wasser zu fotografieren. Fun Fact: Nach nur zwei Sessions habe ich einen nationalen Wettbewerb gewonnen! Daher würde ich sagen, mein Hauptfokus liegt auf Reise-, Natur- und Makrofotografie.
Haben Sie Fotografie während Ihres Kunststudiums studiert?
Nein, ich habe keine formale Ausbildung in der Fotografie. Mein Kunststudium hat mein Interesse am Visuellen geweckt, aber alles, was die Fotografie betrifft, habe ich mir selbst beigebracht.
Sind Sie derzeit freiberuflich tätig?
Früher war ich aktiver als Freelancer, aber heutzutage konzentriere ich mich mehr auf mein kleines Geschäft auf den Philippinen. Meine Frau hat mich dazu ermutigt, wieder mit dem Fotografieren anzufangen, und ich habe erneut eine Verbindung zur Fotografie gefunden – zum Beispiel, indem ich an Wettbewerben teilnehme, was ich früher sehr geliebt habe, besonders wenn ich gewonnen habe (lacht)! So kann man wirklich seine Fähigkeiten testen, indem man seine Arbeiten veröffentlicht.
Erzählen Sie uns von Ihrem Foto „Gentle Giant“. Wo wurde es aufgenommen und was macht es besonders?
Das Bild wurde in Cebu in der zentralen Region der Philippinen aufgenommen. Meine Frau und ich waren auf Reisen – es sollte ein Urlaub sein, aber Fotografen denken eben anders (lacht). Unser Gepäck bestand nicht aus Sonnencreme und Handtüchern, sondern fast ausschließlich aus Kameras und Drohnen!
Der Walhai, der lokal „Butanding“ genannt wird, war mein Hauptfokus. Eines frühen Morgens entspannte ich mich draußen vor unserer Unterkunft und beschloss, meine kleine Drohne, eine DJI Mavic Mini 4, zu testen. Ich war mir nicht einmal sicher, ob die Batterie einen 5-Kilometer-Flug über das Meer bis zum Festland, wo die Walhaie unterwegs sind, durchhalten würde. Glücklicherweise hat sie es geschafft! Ich habe das Foto während dieses Testflugs aufgenommen. Ich hatte nur fünf Minuten Zeit, um Bilder aufzunehmen, bevor ich die Drohne mit nur noch 7–10 % Restakku zurückfliegen musste – ziemlich nervenaufreibend.
Der Mann auf dem Bild ist ein lokaler Fischer. Nachts fangen sie Garnelen und kleine Fische und tagsüber arbeiten sie als „Spotter“, um Touristen zu helfen, die Walhaie zu beobachten. Diese sanften Riesen sind frei und nicht in Gefangenschaft. Die Fischer werfen geringe Mengen an Garnelen ins Wasser, um die Walhaie länger für die Beobachtung anzulocken, aber die Tiere kommen und gehen, wie sie möchten.
Was gefällt Ihnen an diesem Foto am meisten?
Ich liebe die Harmonie, die es vermittelt. Der Fischer und der Walhai bewegen sich in dieselbe Richtung, Seite an Seite – es symbolisiert ein friedliches Miteinander. Diese parallele Bewegung erzählt eine Geschichte davon, denselben Raum und denselben Weg zu teilen. Es ist eine Erinnerung an das Gleichgewicht und die Koexistenz zwischen Mensch und Natur – eine kraftvolle, aber einfache Botschaft.
Joel Forte über die Hintergrundgeschichte des Walhai-Tourismus in Cebu:
Es begann auf lokaler Ebene, ohne Beteiligung von Regierung oder NGOs. Ursprünglich sahen die Fischer Walhaie als Plage, da sie die Fischernetze zerstörten. Ein Fischer änderte jedoch diese Perspektive. Während einer seiner Fahrten begegnete er einem Walhai. Anstatt in Panik zu geraten, warf er einen kleinen Eimer Garnelen ins Wasser. Der Walhai fraß sie und folgte dem Boot, zeigte jedoch keine aggressive Haltung. Als er seine Erfahrung anderen Fischern erzählte, erkannten sie, dass diese Kreaturen keine Feinde waren. Mit der Zeit entwickelte sich ein friedliches Miteinander, das schließlich zu nachhaltigem Tourismus führte. Die Harmonie hier ist bemerkenswert.
Warum haben Sie dieses Bild für den Wettbewerb ausgewählt?
Das Wettbewerbsthema „Our world is beautiful“ passte perfekt zu diesem Foto. Es geht nicht nur um die Schönheit des Walhais; es repräsentiert vielmehr die Harmonie zwischen Mensch und Natur. Der Fischer symbolisiert die Menschheit, der Walhai steht für die Natur und ihr friedliches Miteinander inspiriert. Dieses Bild spiegelt auch das Gleichgewicht wider – nur zu nehmen, was man braucht und der Natur etwas zurückzugeben. Es ist eine Lektion, wie wir diesen Planeten teilen sollten, anstatt ihn zu dominieren.
Was machen Sie normalerweise mit Ihren Fotos?
Kürzlich habe ich angefangen, meine Arbeiten zu drucken. Einmal habe ich meine Fotos mit der philippinischen Botschaft in Singapur ausgestellt, was eine tolle Erfahrung war. Letzten Dezember habe ich an einem Fotowettbewerb teilgenommen, der Rabatte für Coffee-Table-Books bot. Ich habe die Gelegenheit genutzt und zehn Exemplare vorbestellt (lacht), die mit meinen Fotos bedruckt werden.
Welchen Rat würden Sie angehenden freiberuflichen Fotografen geben?
Das Wichtigste ist, die Initiative zu ergreifen. Warten Sie nicht darauf, dass Ihnen jemand eine Gelegenheit bietet. Ergreifen Sie Chancen mit einer positiven, entschlossenen Einstellung. Bauen Sie ein Portfolio auf, das mit Ihren Zielen übereinstimmt. Zum Beispiel: Wenn Sie veröffentlicht werden möchten, erstellen Sie Arbeiten auf Magazine-Niveau und senden Sie diese aktiv an Verlage. Kurz gesagt: Warten Sie nicht auf Erfolg – machen Sie ihn möglich.